... aber chöntet Sie us säge, obs da hindere ini Gasthuus gäbet?" sprechen uns zwei ältere Herren an, die uns auf dem einsamen Seeweg an der Rigi-Südseite entgegen kommen.
Sie sind nicht ganz wandertauglich gekleidet, haben aber dennoch den vom vergangenen Regen aufgeweichten Weg genommen, um Richtung Rigi Kaltbad zu gehen. Wir können berichten, dass nach etwa 30 min. eine Einkehrmöglichkeit kommt, wenn man erfolgreich die beiden Kuhherden passiert hat. Sie bedanken sich, erzählen uns, dass wir auf unserem Weg bald eine schöne Bergblumenwiese, sicher aber keine Wanderer mehr sehen würden, wünschen uns "Noch ene guete Toog" und gehen, sich angeregt unterhaltend, weiter. Wie sie mit uns und miteinander so verschmitzt geredet haben, könnte man glatt den Eindruck gewinnen, dass uns zwei verkleidete Narren auf die Probe gestellt hatten, ob wir des Wanderns hier würdig wären. Immerhin wandern wir auf der Königin der Berge...
Zwischen den auf- und wieder absteigenden Wolkenfetzen erhaschen wir tolle Blicke zum See, lässt sich gar die Sonne kurz blicken.
Hoppla, für heute haben wir ja noch gar kein Zimmer! Mist, die einzig mögliche Unterkunft in Sisikon war schon belegt. Einige Telefonate später aber bekommen wir dank einer sehr hilfsbereiten Mitarbeiterin des Tourismusverbandes in Altdorf ein Zimmer. Die Tannalp-Hütte reserviere ich ebenfalls, in Engelberg haben wir schon ein Zimmer, so dass die nächsten Nächte gesichert sind. Weil soviel zu sehen ist, schaffen wir es nicht mehr bis zum Urmiberg, sondern fahren von Scheidegg nach Kräbel und laufen im Tal weiter, um das letzte Stück per Bahn zurückzulegen. Altdorf ist übrigens Hauptstadt des Kantons und besitzt ein großes Tell-Denkmal. Schiller hatte diese Story in sein berühmtes Drama gepackt, das dann als Theaterstück in Weimar uraufgeführt wurde, inklusive des Schusses auf den Apfel, der auf dem Kopf von Tells Sohn lag. Auch die "Hohle Gasse" ist unweit von hier bei Küssnacht, wo Tell dem Landvogt Gessler später auflauerte. Mythos oder Geschichte? Jedenfalls haben die Urner schon 300 Jahre vor Schillers Werk ein Theaterstück über diese Geschichte eben in Altdorf aufgeführt. Wir sind nun also auf historisch bedeutsamen Wegen unterwegs, wurde doch hier im Kanton Uri einst mit dem Schwur auf der Rütliwiese die Eidgenossenschaft gegründet. In Kurzfassung findet man die Geschichte hier.
Wir gehen Essen im "Fomaz", übersetzt heißt das "Heißhunger". Ein Projekt des Kantons, der Stadt und des Roten Kreuzes ermöglicht anerkannten Flüchtlingen, eine Ausbildung in einem Restaurant in verschiedenen gastronomischen Berufen zu absolvieren. Und wirklich: Das Essen ist vorzüglich, der Service ausgezeichnet...
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